Wie die Kanonen schießen

  • Wie die Kanonen schießen



    Und wenn du siehst, wie die Kanonen schießen,
    das liebste Feuer, das du jemals sahst.
    Wie sie verwundet ihren Rausch genießen –
    noch nie war ihnen Tod so nah.


    Sie stellen sich ins Feuer und verbrennen.
    Der Winter hat sie viel zu lang gequÀlt,
    dass sie nun selbst in Flammen nicht erkennen,
    wie sie verrecken – wie es so gefĂ€llt.


    Es ist kein Krieg, wenn Liebende sich kĂŒssen.
    Es ist kein Tod, wenn es fĂŒr immer heißt.
    Und wenn du siehst, wie die Kanonen schießen,
    und neidest denen, die es gleich zerreißt.

    • Offizieller Beitrag

    Herrlich...Wunderbar...super mit tiefem GefĂŒhl und Hintergrund in den Gedanken..

  • Mir gefĂ€llte dieses Gedicht auch gut. Der Vergleich von Krieg und Liebe, beziehungsweise das KĂŒssen, gibt dem Reim einen tieferen Sinn. Doch wage ich keine Interpretation, allerhöchstens die Vermutung, daß es hier um eine Art Todessehnsucht in uns Menschen geht, die uralt ist, scheinbar genetisch veranlagt, die uns auffrisst, aber der wir in unserem Wohlstand wohl immer wieder erliegen werden.
    Aber ich wĂŒsste schon gerne wie du als Autor deinen Vers selbst siehst.
    Viele GrĂŒsse

  • Vielen Dank fĂŒr die Kommentare.


    Die Verbindung zwischen Liebe und Krieg sieht tatsĂ€chlich nicht jeder. An anderer Stelle stieß das Gedicht auf UnverstĂ€ndnis, da nur die Kriegsthematik verstanden wurde. Deswegen freue ich mich, dass hier meine Absicht erkannt wurde.
    Die Todessehnsucht steht bei diesem Gedicht nicht aktiv im Vordergrund. Viel mehr ist sie die metaphorische Strafe oder die Erlösung hinter der sich das lyrische Ich verstecken will. Es sieht die anderen lieben und wĂŒnscht, auch zu lieben, egal welche Folgen das hat. NatĂŒrlich stelle ich die Liebe hier von ihrer schwĂ€rzeren Seite dar, aber ich denke, dass viele diese Art von Liebe kennen werden. Liebe ist Wahnsinn -- wer richtig liebt, ist wahnsinnig. Wenn man das als neutraler, also nicht liebender Betrachter von außen sieht, dann erscheint es einem wie Krieg, in dem Menschen (vor Liebe) sterben und es genießen, wenn ihre GefĂŒhle erwidert werden, auch wenn es nur Sekunden sind, in denen sie geliebt werden.


    Dieses GefĂŒhl wollte ich hier vermitteln.