• Das Arbeitsleben ist vorbei,
    du hast es ĂŒberwunden.
    Doch deinen Frieden, deine Ruhe,
    hast du noch nicht gefunden.


    Deinen Namen! Hast du in der Halle
    auf den StahltrÀger geschrieben.
    Er steht noch dort, weist auf dich hin,
    doch mehr ist nicht geblieben!


    Du gabst dein Bestes! Und hast stets,
    deine Arbeit hoch bemessen.
    Was hat's gebracht? SchwÀche und Rheuma,
    doch du bist lÀngst vergessen!


    Darum streiche sie, die schweren Jahre!
    Ganz schnell aus den Gedanken.
    Du hast geackert, hast geschwitzt,
    bis deine Knie einsanken.


    Du warst ein SchrÀubchen im Getriebe
    Nummeriert und angeglichen.
    Und als du nicht mehr funktioniert,
    hat man dich gestrichen.


    Nimm es hin, so wie es ist!
    Die GefĂŒhle! Werden wanken.
    Doch fĂŒr die Rente , die es gibt,
    musst du niemand Danken!


    Dein Andenken, es ist vergessen,
    auch wenn man anderes schreibt.
    Doch du bist frei, drum sei nicht traurig,
    nichts ist da, das bleibt !!


    © Helmut Becker

    SaarbrĂŒcken


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Helmut,
    sei gegrĂŒĂŸt. Dein neues Gedicht beschreibt sehr bildlich die wehmĂŒtigen Gedanken an die bewegte Vergangenheit im Berufsleben.
    Dieses GefĂŒhl kennen wir alle. Weil man es nicht nur auf die Arbeit beziehen kann. Im Grunde spiegelt es alle Erfahrungen im Leben wieder.
    Als ich kĂŒrzlich im Opelwerk war, ĂŒberkamen mich ebenfalls solche schwermĂŒtigen Anwandlungen. Man hĂ€lt automatisch fĂŒr wenigstens einige wenige Sekunden inne und fast automatisch schießen dir Erinnerungen aus dem Arbeitsalltag ins Gehirn ein. Wie der Inhalt einer Injektion schießen einem Gedanken in den Kopf, was man erlebt hat, lustige Begebenheiten, traurige Erlebnisse, immer wieder Streß, MĂŒhe, Plagerei, die Frage nach dem "Warum?", "FĂŒr wen?", "Wie lange noch?", "Wann ist Wochenende?", "Was kommt nach den Betriebsferien?", "Werde ich befördert, oder entlassen?. Viele Fragen, und noch mehr Erinnerungen. ArbeitsunfĂ€lle. Betriebliche Umstellungen.
    Und die Frage kam immer nÀher: "Was tue ich eigentlich danach, wenn meine Zeit hier in der Firma abgelaufen ist? Wenn ich in Rente gehe."
    Nun wenigstens diese Antwort kann man mit einem inneren LĂ€cheln beantworten. Ich tue dies und das, besuche mal wieder den Betrieb, und schaue wie es den Kollegen so geht.
    Doch schon will man wieder raus. Man ist doch froh es hinter sich zu haben. Gut, die Erinnerungen an die Jugend und den Elan stimmen dich wehmĂŒtig. Aber man hat es hinter. Da sieht man auch an den neidischen Blicken der ehmaligen Kollegen. Irgendwie beneidet jeder jeden. Man selbst beneidet die, die gebraucht werden, die wissen wo ihr Lebensinhalt ist. Und die Jungen neidne einem die Freizeit, die man nun hat, endlich das tun können was man sich sein Leben lang gewĂŒnscht hat.
    Ist alles irgendwie widersinnig und doch typisch menschlich. Man will stets das, was man nicht hat.
    Junge Menschen wĂŒnschen sich Weisheit und die Zeit sich zu verwirklichen, ausruhen, faulenzen, tun was man will, und wann man es will.
    Ältere Menschen wĂŒnschen sich den jugendlichen Leichtsinn, nicht alles so wichtig nehmen zu mĂŒssen, die tĂ€gliche durchstrukturierte Routine, ohne Nachzudenken tun was man gelernt hat. Einen Lebensinhalt haben. Und die Zeit rennt uns davon, schon wieder ein Jahr vorbei. Die Knochen schmerzen hier und da.
    Wenige Jahre in meiner Jugend waren meinem Bruder und mir vergönnt, den Idealfall zu erleben, als unser Opa in Rente ging. Wir bauten viel zusammen. Er hatte die Zeit da weiter zu arbeiten, wenn wir in der Schule, bei den Hausaufgaben, oder im Verein waren. Im Gegenzug hatte er seine Aufgabe, seinen neuen Lebensinhalt. Einmal suchten wir mit einem Lehrer von mir, der ebenfalls in Rente war nach Waffen und Hinterlassenschaften aus dem 2. Weltkrieg, mit Metalldetektor und viel Arbeit. Sie bedienten die GerÀte, wir gruben.
    Oder wie bauten einen Kamerawagen, Mopeds fĂŒr meinen Bruder, ein Hauptquartier fĂŒr den Detektivclub in einem FeldgrundstĂŒck, mit Keller, Betondecke und richtigem Holzhaus, sogar eine ausbetonierte Grube fĂŒrs Scheisshaus (Plumpsklo) war dabei.
    Im Grunde sollten wir Älteren nun mit JĂŒngeren zusammenarbeiten, sich ergĂ€nzen. Multi-Generationen-Projekte im Moderndeutsch. Glaube dies ist das Geheimnis eines ausgefĂŒllterem Leben. Vielleicht.
    Schönes Gedicht, regt sehr zum Nachdenken an, und Schweifen durch Raum und Zeit...

  • Ein richtig gutes Gedicht ĂŒber den Übergang vom Arbeitsleben in die Rente. Ich bin mir sicher, dass du Millionen Menschen auf der ganzen Welt aus der Seele sprichst. Du hast den Kern und die GefĂŒhle dazu perfekt wiedergegeben und reflektiert.

    Dieses GefĂŒhl von Traurigkeit, Wehmut, EnttĂ€uschung, aber auch die Freude ĂŒber die Freiheit ist unbeschreiblich.

    Danke Helmut Becker!

    Devoter Mann, 41, 1,92 schlank, ganzkörperrasiert, cut, mag die unterwĂŒrfige Rolle beim Klinikspiel.