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Hier erzähle ich euch die Geschichte über mein kurzes berufliches Intermezzo für Opel.
Seit Mitte der 1990ern fuhr ich 40t Sattelzug für die Haus-und-Hof-Spedition von Opel. Namen sind ja unwichtig.
Oft fuhr ich im Auftrag vom Rüsselsheimer Opel-Presswerk dessen Zieh -und Stanzwerkzeuge. Alle, die jetzt denken, Werkzeuge sind nur sowas wie Hammer oder Zange.
Nein, das sind bis zu 30 Tonnen schwere Werkzeuge die in den riesigen Stahl-Pressen drin sind. Diese Werkzeuge formen, stanzen, und pressen Karosserieteile.
Nun, ich war wohl einer der Fahrer, die bisserl durchgeknallt sind, denn ich fuhr sie ungesichert, ohne Spanngurt, ohne Kette, nur auf untergelegten Vierkanthölzern. Rechtlich ist auch nie jemand zu Schaden gekommen. Es verlangte auch nie jemand von mir. Ich tat es aus Jugendeifer, und der Gewissheit, durch vorsichtiges Fahren, beim Bremsen und in Kurven, die Unsicherheit zu kompensieren.
Mein Chef und einige Opel-Mitarbeiter hatten mich auch oft genug darauf aufmerksam gemacht, es besser ordnungsgemäß zu tun. Aber ich machte es nicht. Ich erfüllte trotzdem meine Arbeit gut mit all meinem Wissen, war im Straßenverkehr auch immer vorsichtig.
Aber eines Tages, in der Kurve bei der Zuckerfabrik in Groß-Gerau, kam ich von dem Presswerk der Firma Fagro (Faulstroh) in Groß-Gerau. Es waren dort 4 Ziehwerkzeuge geladen worden. Ziehwerkzeuge ziehen und formen die Stahlbleche. Nebenbei bemerkt, auch fuhr man oft im Gewicht überladen.
Diesmal waren 15 Tonnen schwere Werkzeuge drauf, also 60 Tonnen insgesamt, nur an Ladung, ohne Eigengewicht des Fahrzeug. Nun rutschte mir ein Ziehwerkzeug á 15 Tonnen Kurve durch die Bordwand und schaute 1,5 Meter seitlich aus der zerstörten Bordwand des Aufliegers raus.
Mein Chef, ein guter Mensch, kam extra aus seiner Stadt zum Unfall gefahren. Natürlich spielen heute nach 20 Jahren Namen keine Rolle mehr, das will auch keiner wissen, zumal außer der zerstörten Bordwand kein Fremdschaden entstand. Also fragte mich der Chef, wie sonst auch: "Maggus! Geht's noch?"
Ich sagte wie immer: "Jo, Chef, (des) das geht noch, das hält. das bleibt liegen."
Der Chef weiter: "Dann Weiterfahreee, loooos, de' Op(p)el brauch' die Werschzeusche (Werkzeuge). Fahr' se hin. Ich fahr' hinerher."
So fuhr ich mit einem anderthalb Meter aus der Bordwand ragendem Ziehwerkzeug zum Opel-Werk rüber, eskortiert von meinem Chef in seinem Mercedes Benz Kompressor, der Polizei, schnell hinzugekommenen Opel-Mitarbeitern, die das Schauspiel grinsend mitverfolgten, etc pp.
Beim Opel wurde es lachend vom LKW runtergeholt, wie immer mit dem Kran abgeladen. Die Sache hatte auch weder berufliche, noch gesetzliche Konsequenzen.
Das Werkzeug musste anschließend sofort wieder zurück zur Fagro nach Groß-Gerau, um mit Laser neu vermessen zu werden, denn da geht es um 1000tel Millimeter Unterschiede. Nur ein tausendstel Millimeter Verzug und das Blech, der Kotflügel, die Autotür, oder Motorhaube glänzt dann ein Hauch weniger in der Sonne. Alles muss korrekt sein.
Wieder ein Tag, wie jeder, im herrlichen Opel-Werk Rüsselsheim, diesmal schallendes Gelächter.
Herr, das waren noch Zeiten.
Freue mich auch eure Geschichten zu hören....Gruss
Hier im zweiten Bild sieht man die Press-Werkzeuge, die ich gefahren habe.
In diesem Fall, lach, sind es zwar VW-Presswerkzeuge, aber wir lieben doch VW genauso wie Opel, naja fast.
Opel ist in Rüsselsheim "Gelebte Geschichte", von der Gründung, über die Weltkriege, tolle Innovationen, technische Erfindungen, den Flugzeugbau, Fahrräder, Nähmaschinen, Rennwagen, und die besten Autos der Welt.
Punkt