Das Hohelied der Liebe

  • Wenn ich in Menschen- und in Engelszungen redete,
    hÀtte aber die Liebe nicht,
    wÀre ich ein dröhnendes Erz und eine klingende Schelle.


    Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse
    wĂŒsste und allen Glauben hĂ€tte, um Berge zu versetzen,
    hÀtte aber die Liebe nicht,
    wÀre ich nichts.


    Und wenn ich all meine Habe den Armen schenkte und meinen
    Leib hingÀbe, dass ich verbrannt werde,
    hÀtte aber die Liebe nicht,
    nĂŒtzte mir's nichts.


    Die Liebe ist langmĂŒtig,
    gĂŒtig ist die Liebe.
    Sie ereifert sich nicht,
    sie prahlt nicht,
    sie blÀht sich nicht auf,


    sie ist nicht schamlos,
    sie sucht nicht das Ihre,
    sie lÀsst sich nicht reizen,
    sie rechnet das Böse nicht auf.


    Sie freut sich nicht ĂŒber das Unrecht,
    sie freut sich mit an der Wahrheit.


    Alles trÀgt sie,
    alles glaubt sie,
    alles hofft sie,
    allem hÀlt sie stand.


    Die Liebe hört niemals auf.
    Prophetie wird aufhören,
    Sprache verstummen,
    Erkenntnis vergehen.
    StĂŒckwerk ist ja unser Wissen,
    StĂŒckwerk unsre Prophetie.


    Wenn aber die Vollendung kommt,
    wird das StĂŒckwerk abgetan.


    Als ich ein Kind war,
    redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind.
    Als ich ein Mann wurde, legte ich das Kindliche ab.


    Jetzt schauen wir noch wie durch einen Spiegel
    in einem dunklen Wort,
    dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.
    Jetzt erkenne ich nur Teile,
    dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt sein werde.


    Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.
    Am grĂ¶ĂŸten aber ist die Liebe.


    Das Hohelied der Liebe (1 Kor 13,13)

    „Es gehört mehr Mut dazu seine Meinung zu Ă€ndern, als ihr treu zu bleiben.“


    Friedrich Hebbel