Tröstende Worte als Gedicht an die trauernde Mutter die grade ihren Sohn im Krieg verloren hat, der im letzten Einsatz vor dem Heimaturlaub fĂŒr seine Hochzeit ums Leben gekommen ist. Der Autor ist der Bruder des gefallenen Soldats.
Griechenland 1943
Meiner lieben Mutter!
Tausend BlĂŒmlein blĂŒhten und die Sonne lacht,
als uns der Kampf um Deutschlands Zukunft auseinander gebracht.
Du musstest das Höchste geben, was es auf Erden gibt.
Deine Kinder sind dir entflohen, die durch dich das Licht der Welt erblickt.
Sie stehen in fernen Landen und streiten fĂŒr Dich mit.
Wo wÀrest Du geblieben, wenn nicht ihr Leib ihr höchstes Gut gedeckt.
Trotz der fernen Heimat werden sie Dir ewig dankbar sein,
denn das höchste Gut, was ihnen der Herrgott konnt bescheren,
ist eine liebe, gute Mutter allein.
Urlaubstage kommen, wo Dir Dein LebensglĂŒck so nah.
Du kannst Dich dann erfreuen, an Deinen Kindern,
stets und immerdar.
Tausend BlĂŒmlein blĂŒhen und der FrĂŒhling erwacht,
Jahre werden kommen, wo Dir die Sonne wieder lacht.
Zum Hintergrund des Bildes und Briefs:
Der 20-jĂ€hrige Gefreite der deutschen Luftwaffe, Flugzeugmechaniker RenĂ© Ludwig Friedrich, aus KönigstĂ€dten schrieb die Worte des Trostes als selbstverfasstes Gedicht an seine Mutter, nachdem er erfahren hatte, daĂ sein Bruder "Heiner" Heinrich Friedrich im Schwarzen Meer als Matrose beim EntschĂ€rfen einer Wassermine gefallen war. Er kam beim letzten Einsatz ums Leben, um beim direkt bevorstehenden Heimaturlaub seine Braut kirchlich zu heiraten, denn die im Krieg ĂŒbliche Ferntrauung wurde bereits wenige Tage zuvor auf dem Schiff stattgefunden.
Beide BrĂŒder hatten direkt vor ihrer Einberufung zum Kriegsdienst ihre Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker im RĂŒsselsheimer Automobilwerk, dem Stammwerk der Adam Opel AG abgeschlossen.
Aus dem Brief machte RenĂ© Friedrich ein Gesamtkunstwerk mit bunten Zeichnungen. Um die teilweise geschummerten Herzen und Farben ĂŒberhaupt sichtbar zu machen, wurde die FarbsĂ€ttigung um 40% erhöht. Wenn man das Bild in seiner OriginalgröĂe hier im Imageviewer (Bildbetrachter) anschaut, sieht man am Wegrand sogar noch die blaugelben Blumen schimmern, die auch im Gedicht ErwĂ€hnung finden.
Multikultureller Hintergrund:
RenĂ© Friedrich, der spĂ€ter als Nebenberuf Architekt war (12-14 Std Workaholic), erbte 1970 durch seine Frau Irma ein Mehrfamilienhaus und vermietete die Wohnungen und Apartments an griechische, tĂŒrkische, US-amerikanische, russische, afrikanische, asiatische, lateinamerikanische, italienische, spanische, französische, englische, deutsche Familien und Singles. Vermutlich durch seine positiven Erlebnisse im Ausland wĂ€hrend des Krieges wurden in ihm ein Interesse fĂŒr fremde LĂ€nder und Kulturen geweckt, das unser GroĂvater spĂ€ter in eine lebendigen, aufgeschlossenen Weltoffenheit lebte. Gerne erzĂ€hlte er von seinen zumeist positiven Erinnerungen an Griechenland und Frankreich.
Der Krieg wurde von ihm, wie auch den meisten Zeitgenossen als Greuel und leidvolle Zeit mit vielen Entbehrungen empfunden. Wenn man das traurige und gleichzeitig hoffnungsvolle Gedicht liest und dabei das Bild betrachtet, spiegeln sich in Form und Inhalt die Bewunderung fĂŒr Griechenlands Schönheit wieder, deren sich der Verfasser und Zeichner RenĂ© Friedrich wohl nicht entziehen konnte. So verschmelzen auch hier Kummer und Leid mit Hoffnung und Lebensfreude. Griechenland ist hier Sinnbild fĂŒr eine bessere Zukunft in Deutschland dessen Zerstörung und Wiederaufbau erst noch bevorstanden.
Der Brief wurde schon vor vielen Jahrzehnten zum AufhÀngen an die Wand auf einen Feinkarton geklebt.
Fotos von René, Heinrich, und Schwester Anna, samt ihrer Eltern sind ebenfalls in den Cosirex Bildergalerien zu sehen.
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